Bierbänke fliegen durch die Luft, das Zelt wird zerfetzt: In Raisting werden vier Besucher bei einem Unwetter verletzt.
Ein schweres Unwetter ist am Freitagabend über die Region gezogen. Am heftigsten aber waren die Auswirkungen im Landkreis Weilheim-Schongau zu spüren. In Raisting gab es vier Verletzte; drei Personen wurden leicht verletzt, eine 52-jährige Frau wird noch immer im Unfallklinikum Murnau stationär versorgt. Dennoch kann von Glück im Unglück die Rede sein: Als die Sturmfront mit Hagelwalze gegen 19.30 Uhr das Festgelände am Radom erreichte, waren die Feierlichkeiten zur Wiederöffnung des sanierten Industriedenkmals bereits beendet – und das für den Abend vorgesehene Open-Air-Kino hatte noch nicht begonnen. So befanden sich gerade relativ wenige Personen an der Erdfunkstelle, als das Unwetter losbrach.
Im 300 Quadratmeter großen Festzelt waren der Wirt und fünf Mitarbeiter mit Aufräumarbeiten beschäftigt, als eine Sturmbö den hölzernen Zeltboden erfasste und in die Höhe hob. Beim Versuch, sich ins Freie zu retten, wurden vier der Personen von herumfliegenden Bierbänken und Trümmern verletzt, am Sonntag befanden sich alle bereits wieder auf dem Weg der Besserung. Die gesamte Zeltanlage wurde etwa 25 Meter weit ostwärts gegen eine Straßenböschung geschleudert, Trümmer trafen einen Zaun und mehrere Autos, der Schaden wird von der Polizei auf bis zu 50 000 Euro geschätzt.
Im benachbarten Beamerzelt für das „Space Cinema“ versuchten die Georgspfadfinder zunächst tapfer, Wind, Hagel und Starkregen standzuhalten. Erst als sich ein Riss in der Leinwand auftat und das Bierzelt bereits weggeweht war, gaben auch die Pfadfinder Zelt und Ausrüstung auf und flüchteten in den Eingangsbereich des Radoms. Personen blieben unverletzt, doch wurde ein Großteil der technischen Anlagen zerstört.
Dem Unwetter waren in Raisting zwei kurze Stromausfälle vorausgegangen. Etwa zehn Minuten lang gingen Wassermassen von bis zu 35 Liter pro Quadratmeter nieder, durchmischt mit erbsengroßen Hagelkörnern, nieder. Der Regen kam zu Beginn und am Ende des Sturms fast waagerecht daher, der Druck erinnerte teilweise an Wasserwerfer. Im Ort wurden die Bahnunterführung und mehrere Straßen mehr als knietief überflutet, die Feuerwehr war pausenlos im Einsatz. Sie musste unter anderem auch den Keller des Gasthofs Post leer pumpen , während der Wirt wegen seiner am Radom erlittenen Verletzungen ambulant im Weilheimer Krankenhaus behandelt wurde. Bevor die Gewitterfront das Südufer des Ammersees erreichte, hatte sie bereits in Schongau erhebliche Verwüstungen hinterlassen. Auf dem weiteren Weg nordostwärts schwächte sich das Unwetter zum Glück ab, sodass der Landkreis Starnberg nur am Rande und längst nicht so schwer getroffen wurde. Die Feuerwehren rückten im Landkreis Starnberg am Freitag und Samstag insgesamt achtmal aus, um zumeist umgestürzte Bäume zu entfernen, etwa in Erling, Rothenfeld, Landstetten Perchting sowie zwischen Inning und Grafrath. In Starnberg war kurzzeitig die Wittelsbacherstraße überflutet, in Perchting stand eine Unterführung unter Wasser. Ansonsten aber hielten sich die Schäden in Grenzen.
In Raisting ermitteln nun Kripobeamte und Sachverständige, ob das Unglück hätte vermieden werden können. Freilich hatte die Gewalt der Gewitterfront selbst die Meteorologen überrascht: Zwar gab der Deutsche Wetterdienst für die Landkreise Weilheim und Starnberg noch Unwetterwarnungen heraus – die aber wurden erst um 20.45 Uhr publiziert, als alles längst vorbei war. (Bayern)